In die Unterrichts- und abiturrelevante Thematik Nachhaltigkeit als Herausforderung – Zukunftssicherung im Zeitalter der Globalisierung sind die Schüler:innen der Geographieprofile des Jahrgangs 12 im Rahmen von zwei Projekttagen eingestiegen. Zu Beginn wurden im Klassenzimmer gemeinsam grundlegende Dinge zum Globalisierungsprozess geklärt, so dass alle Beteiligten ein gemeinsamen Grundstock an Wissen zur Thematik hatten. Dann wurde das bekannte Schulumfeld verlassen und die Thematik der frühen Handelsbeziehungen und Abhängigkeiten zwischen Hamburg und Chile durch den Rohstoff Salpeter im Museum MARKK erkundet. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Chilehauses in Hamburg rückt die Ausstellung die Arbeits- und Lebensbedingungen der Salpeterarbeiter:innen in der Atacama-Wüste in Chile in den Vordergrund. Deren Ausbeutung und Schwerstarbeit in der trockensten Wüste der Welt sowie die hohe Nachfrage nach dem weißen Gold als Grundlage für Dünger und Sprengstoff begründeten Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts den Reichtum europäischer Salpeterbarone, wie der Hamburger Hermann C. J. Fölsch und Henry B. Sloman, dem Erbauer des Chilehauses. Auch die aktuelle Frage, ob das neue weiße Wüstengold Lithium nicht ähnliche Auswirkungen haben könnte, wurde aufgeworfen, muss zu einem späteren Zeitpunkt aber noch vertieft werden.
Am Freitag wurde dann unter dem Titel decolonize coffee eines der wichtigsten Handelsgüter auf unserem Globus in den Fokus gerückt. Hierbei spielt Hamburg als der zweitgrößte Umschlagplatz für den Handel mit Rohkaffee eine bedeutsame Rolle. Die Frage: Welchen Weg hat das Konsum- und Kulturgetränk Kaffee von der Plantage bis in die Tasse genommen? sollte an diesem Vormittag bearbeitet werden, denn Kaffeebohnen sind nach Erdöl die wichtigste Handelsware der Welt. Ein paar Zahlen zeigen dies eindrücklich: in über 50 Ländern wird auf über 10 Millionen Hektar Land Kaffee angebaut. 2020 wurden in Deutschland fast 170 Liter Kaffee pro Kopf verbraucht. Weltweit sind rund 100 Millionen Menschen in der Produktion, der Verarbeitung und dem Vertrieb von Kaffee beschäftigt – wobei nur wenige gut davon leben können.
Dabei wurden die Schülerinnen und Schüler von der Referentin Annette Simbolon in ihrer Kaffeestube empfangen. Sie hat in Hamburger Kaffeeröstereien gelernt und gearbeitet. Ihr Anliegen war es, anhand des Kaffeekreislaufs komplexe globale Zusammenhänge und Disparitäten darzustellen. Von der kolonialen Geschichte des Kaffees, über Anbau, Ernte, Aufbereitung und Handel, bis hin zu Röstung und Zubereitung — gemeinsam tauchten wir in die Welt des Kaffees ein und lernten Alternativen, wie Fair-Trade und Kaffeekooperativen, kennen. Zum Abschluss wurden noch vier frisch aufgebrühte Kaffees verkostet.
Autor: Herr Lenzen